Samstag, 9. Oktober 2010

Aufregende Nacht - Entspannender Tag

Der College Bop gestern Nacht stand unter dem Motto "Back to School". Dementsprechend herrschte Uniformität unter den über die Party Informierten in nicht nur einem Sinne: Alle trugen Hemd und Krawatte, das Hemd in 99% der Fälle weiß, die Krawatte, ebenso oft, gestreift. Alle Männer in Anzughose und schwarzen Schuhen, alle Frauen in Miniröcken und High-Heels, jede mit genau drei aufgemalten Sommersprossen auf jeder Wange, oft sogar in gleicher Anordnung der einzelnen Kreisflächen. Es war einfach witzig zu sehen, wie eindeutig interpretierbar das Motto war.
Und eine Weisheit gelernt. In England trinkt man niemals einen Cocktail; er schmeckt nach Limonade. Immer.
Ale and Cidre it is.

Burger um 3am - eine lohnende Ausnahme.
Nach dieser Nacht lange ausgeschlafen.
Auf dem Programm stand heute: 1pm - Punting. Zu Deutsch: Setzen, Stoßen, Staken (naut.).
Ähnlich wie in Venedig kann man auch in Cambridge "Gondeln", nur dass die Boote halt keine Gondeln sind, sondern "Punts". Vom College aus durften wir heute Stunden lang dem Stochern fröhnen, welches sonst £14 pro Stunde kostet. Und es ist anstrengend, kann ich euch sagen, liebe Freunde! Und ich bin richtig schlecht darin, kann ich addieren. So, aber eben hat Wille angerufen, von daher: genießt die Bilder. Und ja, es ist noch entspannender und noch schöner, als es auf den Bildern aussieht ;)





Freitag, 8. Oktober 2010

DebattenEssenMenschenStundenplanStadtrand


- Debatten: 
 "The Cambridge Union Society is the oldest student society in the world and Cambridge University's largest."

Gestern fanden zwei Debatten in der Union statt: Die erste von Studenten (welche ehrlich gesagt die bessere war) zur nicht wirklich ernst gemeinten Frage, ob Universitäten in unserer Zeit noch wertvoll sind. Die zweite mit namenhafteren Rednern (von denen ich aber auch keine kannte) zur tatsächlich ernst gemeinten Frage, ob man Privatschulen abschaffen sollte.
Fazit: wunderschönes Englisch, bissiger Witz und die typisch cantabrigiensische Zeremonialität. Und: ich werde Mitglied :)

- Essen:
 Keine Semmeln, sondern Bagel. Kein Gouda, sondern Cheddar. Sondern Wensleydale. Sondern Cheshire. Etc. Keine Plunder, sondern Muffins. Keine Pink Lady, sondern Sainsbury's Basic Pears. Kein Bier, sondern Ale. Kein Viez, sondern Cidre. Kein Ale, sondern niemand.
Mir fehlt so ein bisschen das Krustenbrot...

Die britische Weise - das neue Buch von...
- Menschen:
 Was sind die englischen Clichés? Höflich, arrogant, konservativ? Nun, höflich stimmt auf jeden Fall! Aber nicht nur höflich, sondern auch nett. Die Leute hier sind so nett, wie ich es zuletzt nur in Maastricht erlebt habe. Hilfsbereit, offen, geschickt im Small Talk, zuvorkommend, einfach angenehm. Was aber auch seine Kehrseiten hat. Es ist sehr unverbindlich. In einem Moment führt man ein schönes Gespräch, im nächsten Moment kann man vergessen sein. Die Leute gehen auch einfach weg, wenn mal eine Pause entsteht. See you later. Kein Händedruck, keine Umarmung, keine Wangenküsse.
Diese meine Beobachtungen kommen auch nicht nur durch eine selektive Stichprobe zustande. Vom Ticketverkäufer am Flughafen (übrigens derselbe, wie damals mit Jessi Richtung London), zum Taxifahrer, Portier, Studenten, Dozenten, random people auf der Straße. Klar gibt es auch Asis. Die Leute werden sehr früh sehr betrunken und auch die typischen Park- und Hbf-Kundschaft gibt es hier - nur dass sie halt voll britisch aussieht :)
 Verkleiden ist das Ding in Cambridge. Gestern, die Kneipentour, klar, mit Motto. Politische Bewegungen. Sorry, politische Bewegungen hab ich aus meinem Koffer rausrationalisiert. H&M hilft. Ich war also Punk. Hat aber auch keiner erkannt :) Erkennt ihr die anderen Umsetzungen auf dem folgenden Bild?


 Bevor ich arrogant und konservativ vergessee: nö. Aber die fluchen viel weniger, als in den Filmen :(

- Stundenplan:
 Drei Veranstaltungen. Trotzdem wohl mehr Arbeit, als jemals zuvor in meinem Studium. Angeblich schafft man nicht mehr als drei. Meine sind: psy7 Gender Development (Prof. Hines), int9 The Family (Prof. Golombok), paper2 Modern Societies (Dr. Baert).
Mein Director of Studies Dr. Harald Wydra ist ein netter Politik-Dozent aus Regensburg. Hier gibts so viele Deutsche...

- Stadtrand:
 Am Dienstag bin einmal falsch rechts abgebogen.





Das war übrigens zurück in der Innenstadt
Sie haben diese Uniformität in den Wohnsiedlungen

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Where is the Tautology Society?


Ich habe abgesahnt!
Es gibt in der Tat wirklich eine Studentengruppe für alles, sogar für koscheren Wein, aber nicht für Tautologie; noch nicht. Jedenfalls war heute auf dem Markt der Möglichkeiten einiges geboten und bald wird mein Unipostfach von Spammails überflutet werden, da ich einfach nicht nein sagen konnte. Das Gesetz der Reziprozität ist aber auch zu mächtig bei free-pizza, free-nachos und free-bag/cup/diary/etc (letztere Sachen (übrigens in großartiger Qualität) gabs von der jüdischen Hochschulgruppe).
Und auf dem Heimweg bin ich an einer (wie man sieht katholischen) Kirche vorbeigekommen. Ich sollte anmerken, bevor jemand die Augen verdreht, das ist mein Blog, also macht euch auf viele Kirchenbilder gefasst!

Our Lady and the English Martyrs Church von Westen

Wunderschönes, tspisch englisches Gewölbe
Blick in den Vierungsturm, sowie ins Lang- und nördliche Seitenschiff

Dienstag, 5. Oktober 2010

So Fresher - So Clean

"Living in Cambridge, with nature and everything, it's so clean." - Syd Barrett
Nach einer ziemlich langen Nacht (um 1:00 ins Bett, um 3:00 aufstehen, Flug um 6:35 und in Cambridge erst um 10:00 am, dazwischen eine Stunde Zeitverschiebung...) schienen das Grün des Parker's Piece und das Rot der umliegenden Backsteingebäude noch kräftiger zu leuchten, als es der phantastische Sonnenschein alleine hätte bewirken können. Ich war also da. Ein Jahr lag vor mir. Nun, das tut es immer noch, aber immerhin ist jetzt nicht mehr jeder einzelne Eindruck so überwältigend neu. Unerwartet schnell schleicht sich das Gefühl des Selbstverständlichen ein, "klar bin ich in Cambridge, war es jemals anders?".
Es war anders. Indeed. Sonst müsste ich jetzt nicht jedes Geschäft erst bei Google Maps suchen, bevor ich losgehen kann und schließlich an der Kasse jede Münze Stunden lang anstarren, bevor sie mir freiwillig sagt, was sie wert ist. Auch müsste ich nicht hektisch durch den bald schließenden T.K. Maxx laufen und schicke Sachen in falschen (britischen) Größen anprobieren, weil ich das weiße Hemd und die schwarzen Schuhe aus meinem Gepäck rausrationalisiert habe, in der Hoffnung, dass man in Cambridge wohl doch nicht so penibel auf die Kleiderordnung achtet. Meine Hoffnung war begründet, der Stress nicht; ich bin auch ohne besagte Essentials durchgekommen, nicht mal aufgefallen und seit heute morgen offiziell immatrikuliert. Nicht nur als Mitglied der University of Cambridge, sondern auch als lebenslanges Mitglied des St Catherine's College. Wie man uns feierlich ausführte, eingereiht in eine 801 Jahre alte Liste von Matrikulanden, zu denen beispielsweise auch Sir Isaac Newton, Sir Francis Bacon, Charles Darwin, John Harvard, William Fox Talbot, Stephen Hawking, Sir Karl Popper, Sir Ian McKellen, John Cleese, Erik Idle, Graham Chapman, Sam Mendes und viele andere mehr gehören. Ich will nicht zu sehr auf der Elite-Stellung Cambridges herumreiten, da das hier alle Akademiker ohnehin zu Genüge tun, aber es vermittelt am besten das Gefühl, das einem unter die Kopfhaut fährt, wenn man mehrmals täglich zu hören kriegt, wer hier schon alles studiert hat und was dementsprechend von einem erwartet wird...
So viel zum prägendsten Eindruck des Tages, der Immatrikualtionszeremonie, welche mit dem Gruppenphoto in unseren Gowns und den zwischen leidenschaftlicher Rede und pragmatischer Mahnung pendelnden Ansprachen diverser Amtsinhaber des Colleges wohl für mich unvergesslich bleiben wird.
Es gäbe noch so viel zu schreiben, aber ich muss schon wieder weiter, herausfinden, ob das Rudern wirklich morgens um 05:30 losgeht. Statt Worten gibts nun Bilder, die mehr sagen, als, nun, Worte halt.

St Catherine's College von meinem Hauseingang aus
St Catherine's College Main Court


Mit Lisanne nach dem Matriculation Dinner
Eingang zum King's College


Katerfrühstück

Round Church