Freitag, 19. November 2010

Sex, Drugs, Death, and the LAW!

 Ich war also in der Juristenbibliothek. In der man natürlich keine Bücher ausleihen darf. Aber die Atmosphäre ist ansteckend strebsam. Und ekelerregend luxuriös. Ich vermute, die Jura-Studenten haben die modernste Fakultät in Cambridge. Stahl und Glas, Granitstiegen. Aber zugegeben ziemlich cool.
 Welches Buch verschlägt mich also in dieses einkaufszentrale Gebäude?
Ceci, S. J., & Bruck, M. (1995) Jeopardy in the Courtroom. A Scientific Analysis of Children's Testimony. Washington DC: American Psychological Association.
  Der nächste Essay steht an, diesmal über die Zeugenqualität von Kindern unter sieben Jahren. Gut, dass wir damals aufgepasst haben bei Herrn Wippich, Frau Walther und Herrn Gräser... But also not; es ist schon Neuland - aber verdammt interessantes Neuland! Es ist jedoch auch wieder mal das differenzierte auseinanderfieseln von Effekten, die bei 3-4-jährigen Kindern bei recall-Fragen zu wiederholten traumatischen Erlebnissen in den letzten 30 Tagen manchmal gefunden wurden. Oder eben bei 7-8-jährigen Kindern bei recognition-Fragen zu einzelnen wohl nicht als traumatisierend empfundenen sexuellen Misshandlungen in den letzten 12 Monaten relativ konsistent gefunden wurden. Und alles dazwischen. Und alles darüber hinaus: Suggestibilität, Unterscheidung von Phantasie und Realität, von Situationsskripten und tatsächlichen Details aus erlebten Episoden, der Einfluss von Interviewer-Bias und dem Benutzen anatomisch expliziter Puppen...aber ich will euch nicht allzu lang mit dem Fach langweilen.

 Damit ihr seht, dass die moderne Jura-Fakultät immer noch eine (durchaus auch willkommene) architektonische Ausnahme in Cambridge darstellt, eine Photographie, die ich vor einiger Zeit geschossen habe, die irgendwie in keinen Eintrag seitdem gepasst hat, in diesen auch nicht wirklich, aber dennoch, hier ist sie!

 

  Das ist die Kings Parade (die Straße vor dem King's College, welches hier links hinter uns läge), quasi die Verlängerung der Trumpington Street, in der ich wohne. Weiter nach rechts käme die Corpus Clock, wenn man vor dieser links in die Straße böge, das Eagles, in dem ich mit Marius zu Mittag gegessen habe, und ein paar Schritte weiter nach rechts käme schon mein Fakultätsgebäude. Jenes zwei Minuten Fußweg von meinem Zimmer entfernt. Es ist alles so nah beieinander hier (mal vom Bootshaus abgesehen). Aber heute ist wieder wunderbares Wetter: wolkenloser Sonnenschein gegen Ende November! Das heißt, einmal mehr schöne Photos auf dem Weg zum Rudern!
 Wenn wir wieder auf das Photo schauen und hinter der Kirche rechts abbiegen, gelangen wir zum Marktplatz, auf dem ich dieses glorreiche Brot für bescheidene £ 4,25 erworben habe: 100% Roggenmehl und mit einer knusprigen Kruste! Eine lohnende Investition!
 Und nochmal zurück zum Bild: Wenn wir die Kings Parade dem Fluchtpunkt entgegen gehen würden, kämen wir nach zehn Minuten zu unserem Bootshaus. Dreh- und Angelpunkt in Cambridge scheint also das King's College zu sein. Und zum Bootshaus breche ich jetzt auch auf, für heute wurde ein Hardcore-Outing angesagt, das auf die kommenden Wettkämpfe vorbereiten soll. Wo wir gerade beim Rudern sind, noch dies: gestern beim Erasmus-Bierchen im Anchor hat Lola (Spanien, genauer: Madrid) davon erzählt, wie ihr Team es als erstes weibliches (davor gab es ein männliches) in der Geschichte von Cambridge geschafft hat, einen Achter zu kippen; alle acht Ruderinnen im Wasser. Und ihr müsst wissen, dass das physikalisch eigentlich unmöglich ist! Die Übungsbote sind breit und man hat immerhin vier Ruder auf jeder Seite, die verhindern müssten, dass das Boot sich um die eigene Achse drehen kann. Bei der Größe von Cambridge kann man davon ausgehen, dass es, da es gestern passiert ist, heute schon die ganze Stadt weiß und in der nächsten Ausgabe des "Cambridge Student" stehen wird :D
 Eins noch, komplett aus dem Kontext gerissen, aber dann bin ich weg: Extrawelt spielen in Trier, im Forum!!! Ausgerechnet, wenn ich nicht da bin!!! Freundschaftskündigungsgrund, wenn einer nicht hingeht, People's Music Choice hin oder her! じゃあね

Dienstag, 16. November 2010

Adoption als lebenslanger Prozess...

...ist nur ein Gedanke in der Adoptionsforschung, doch in Anbetracht der Tatsache, dass ich schon ewig an dem bisschen Essay zu diesem Thema schreibe, erscheint er mir wie der einzig vorherrschende.
 Da kommt jede Form der Prokrastination gerade recht, wobei ich diesen Eintrag hier nicht dazu zählen würde. Dieser entsteht eher aus dem schlechten Gewissen, seit drei Tagen nichts mehr veröffentlicht zu haben. Außerdem waren die zwei letzten Einträge auch etwas mager: keine Bilder, lediglich ausgeschmückt dargestellt, dass ich einmal shoppen war und zur Zeit viel Sonic Youth höre. Auch heute wird's nicht viel mehr werden, befürchte ich, aber so schnell wird sich keine bessere Gelegenheit zum Schreiben finden.
 Wie sahen also meine letzten Tage aus? Das Wochenende: Freitag Sangria-Trinken bei Noelia und anschließend ins Vodka Revolutions, bis jenes geschlossen hat (gegen drei). Letzteres in der Art schon arg wie das Forum in Trier oder das Koi in Landshut (von Erzählungen her zumindest, ich war ja noch nie drin): Kundschaft jenseits der Zwanzig mit desperaten Annäherungsversuchen; das Traurige: die meisten waren damit erfolgreich. Einer zum Glück nicht, der war aber auch zu furchtbar, der Mann im Leopardenkleid (- die neue Erfahrung von Thomas Czikmantori). Er hat den drei spanischen Mädels, mit denen ich da war unendlich plump und lästig zugesetzt, meine Abwehrversuche dreist ignoriert.
Ein Highlight des Abends muss ich aber noch ansprechen: Die Wände waren samtig...








 Samtag Abend trafen wir uns zum zweiten Versuch des Erasmus-College-Bar-Crawl und wieder kamen wir nicht weiter als bis zur King's College Bar. War aber wieder ein lustiger Abend, eine Partie Pool mit total betrunkenen Italienern und Griechen und guten Gesprächen gegen Ende. Der Durst macht aber immer so hungrig, daher haben Noelia und ich uns vor Freude kaum halten können, als wir zwei heimatlose Stück Pizza gefunden haben. Sie waren zwar schon kalt, aber sauber und lecker. Die anderen halten uns jetzt zwar für eklig, aber wenn die mal im Krieg oder Pirat auf hoher See gewesen wären, dem Hungertod nah, dann wüssten sie, dass man kein Essen wegwirft. V.a., wenn man so einen Hunger hat!
 Es gibt doch überraschend viel zu schreiben und sogar ein paar Bilder :) also doch Prokrastination? Apropos: ich lese derzeit mehr DSLR-Objektiv-Reviews, als ein normaler Mensch aushalten kann. Und plötzlich klingen 799 € ganz vernünftig für eines von zwei oder drei Objektiven, v.a. wenn man sich die Kamera (für nochmal den gleichen Betrag) noch nicht mal angeschafft hat und gar nicht weiß, ob man immer noch so von Photographie begeistert sein wird, wenn es erst mal anspruchsvoll werden wird. Aber tief drin spüre ich, dass ich mal ein Papa sein werde, dessen Leica ihm alles bedeutet und dessen Frau ihn immer deswegen schimpft, "das ganze Geld nur für ein paar Schnappschüsse!", und die Kinder dürfen nicht an die Vitrine, wo das Schmuckstück steht, wenn es gerade nicht benutzt wird...ach ja...und ich werde Pollunder tragen und eine rahmenlose viereckige Brille tragen und Bescheid wissen, was in der Welt vor sich geht, weil ich morgens die Zeitung lesen werde. Und Cello spielen und ganz viele Fliegen und Sakkos mit Flicken tragen. Taillierte Sakkos mit Flicken, da ich in meinem Renneinser jeden zweiten Abend auf der Elbe meine Runden ziehen werde. Oder auf der Cam?
 Schluss, ich muss mich sputen. Debate-Workshop.