Sonntag, 17. Oktober 2010

Delikat Essen

Gestern habe ich Bekanntschaft mit einer englischen Delikatesse gemacht. Ohne es zu wissen. Ich ging davon aus, dass "Soft Cod Roes" eine Fischsorte ist oder zumindest der weiche Teil einer Fischsorte. Nun, ganz streng genommen stimmt das sogar, aber dazu später mehr. Ich nahm also diese Dose und öffnete sie fachgerecht. Der Anblick war überraschend, da ich mit zarten Fischfilets in eigenem Saft gerechnet hatte. Stattdessen erwartete mich dies:

Jetzt hatte ich schon dafür gezahlt und Hunger hatte ich auch, es roch nach Fisch und giftig würde es schon nicht sein, daher kostete ich einen Bissen. Der Geschmack war gar nicht so übel, aber die Konsistenz war wiederlich; ähnlich wie das Hühnerhirn in der rumänischen Sauerkrautsuppe, als ich noch ein Kind war. Also: Was sind "Soft Cod Roes"? Ich machte den Fehler, sie zuerst zu kosten und dann zu recherchieren. Delikat gesagt ist es die männliche Version von Kaviar, mit den Worten von Rammstein ist es "Fischmilch" und der erste Gedanke, den man hat, nachdem man gerade von dieser Köstlichkeit genascht hat, ist "in my stomach now resides a fishy cumshot without disguise". Sperma.

An jenem Abend jedoch sollte sich mein kulinarisches Schicksal wenden. Um 702pm schrieb mir meine studentische Mutter Grace an die Pinnwand, um 730pm fände ein Familien-Dinner in ihrer Wohnung statt. Um 715pm las ich die Nachricht. Ich hatte nicht wirklich Lust. Und Hunger auch nicht. Um 722pm klopfte es an meiner Tür. Ein unbekanntes Mädchen sagte mir, sie sei von Grace geschickt worden mich zu informieren, dass um 730pm das Familien-Dinner in Graces Wohnung stattfände. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits Zähne geputzt und meine Kleidung für den Abend auf das Bett gelegt. Ich schloss die Tür und begann mich umzuziehen. Um 723pm klopfte es an meiner Tür. Ich öffnete rasch die Tür - ohne zu bedenken, dass ich halbnackt war. Ein mir bekanntes Mädchen, das eine ungewohnt irritierte Miene pflegte, sagte mir, sie sei von Grace geschickt worden mich zu informieren, dass um 730pm das Familien-Dinner in Graces Wohnung stattfände. Ich zählte ihre Blicke. Belustigt schloss ich dir Tür, machte mich weiter fertig für den Abend. Lisanne und ich waren um 745pm in Graces Wohnung, wo wir mit Weißwein empfangen wurden. Nach einer kleinen Aperitif-Runde ging es ans Buffet. Es war das beste Essen seit meiner Ankunft in Cambridge und dies ist keine leichtfertige Aussage. Als Beleg kann ich quantitative Daten anführen: 3 vollgepackte Teller, obwohl ich keinen Hunger hatte. Einen Beispielteller finden Sie in Abb. 1.

Abb. 1: Yummy.

Ich nehme an, das Essen sieht nicht ganz so gut aus, wie es geschmeckt hat, aber zu sehen sind Couscous mit gebratenem Gemüse, ein Zucchinensalat mit Feta und Oliven, gekochte Kartoffeln mit Rahm, raffinierte Tomaten-Blätterteig-Törtchen und schließlich ein Salat aus Spinat, Rosinen und Speck an einer Balsamico-Crème. Ihr wisst, ich mag keinen Speck, aber dieser Salat war einfach das Beste! Hab mir das Rezept geben lassen :) Das Dinner mundete den Mündern und mündete in ausgelassenes Trinken und Schwätzen, nachdem das stille Schmatzen in seiner Konversationslosigkeit den Meisterköchen seinen Dank aussprach.

Heute Abend geht das Dinnieren und Feiern weiter, der SCCBC-Mahal steht an. St Catherine's College Boat Club. Das Motto dürft ihr anhand dieses kontrastreichen Bildes, auf dem jedoch nur meine Kopfbedeckung zu sehen ist, erraten. Ein Tipp: Es geht um das Material.

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